Am kommenden Wochenende findet im russischen Sochi die 49. Rennrodel-Weltmeisterschaft statt. Gestartet wird auf der olympischen Kunsteisbahn der Olympischen Winterspiele von 2014, dem „Sliding Centre Sanki" oberhalb von Krasnaja Poljana, die in Rennrodel-Kreisen einen ausgezeichneten Ruf genießt. Doch die Erwartungen sind gespalten.
Der olympische Eiskanal in Sochi, die „Kathedrale unter den Bob- und Rodelbahnen“, ist unbestritten architektonisch mehr als bemerkenswert und gilt als selektiv. Von unseren alpinen Skifahrern wissen wir allerdings, dass selektiv das schönere Wort für gefährlich ist. Ursprünglich sollte Sochi der Schnellste aller Eiskanäle werden, doch konnte die Höchstgeschwindigkeit durch drei Aufwärtspassagen auf Tempo 136 gedrosselt werden und gilt daher bei aller Schnelligkeit als machbar, da man nicht gleich bei jedem Fehler stürzt. Eine Bahn, die mit ihrem Aufbau einfach Respekt einflößt.
Wir freuen uns für Yannick und Armin
„Das wird schwer“ oder „die Trauben hängen hoch“. Die mediale Vor-Berichterstattung in den österreichischen Medien war im Vorfeld dieser Rodel-Weltmeisterschaft kritisch reserviert. Vielleicht unter dem Medaillen-Aspekt berechtigt. Fällt doch beim „Team Austria“ mit Steu/Koller - das Aushängeschild und der Medaillengarant schlechthin - im Doppelwettbewerb, wie auch für die Teamstaffel aus. Und doch. Das muss man sich einmal vorstellen: Da wird zu Beginn der Saison mit Yannick Müller und Armin Frauscher ein neues Doppel zusammengestellt und die machen offensichtlich unbekümmert ihr Ding. Fahren sich innerhalb von wenigen Monaten in die erweiterte Weltspitze und müssen plötzlich zum ersten Mal in ihrem Leben bei einer Weltmeisterschaft antreten. Redet man mit ihnen, wollen sie sich nicht unter Druck setzen lassen, sich gut vorbereiten und ihr Bestes am Wochenende geben. Und so ganz nebenbei trainieren sie auch noch für das Teamrennen, da sie „noch nicht so viele Teamrennen gefahren sind“. „Ab Donnerstag müssen wir sechs perfekte Läufe abliefern (Vorläufe, Wettbewerb, Sprint und Qualifikation)“, so Armin Frauscher im Vorfeld, „und dann sehen wir, was dabei herauskommt“. Auch das sind Geschichten, die diese WM schreibt.
Die besondere Situation der Gleirscher Brüder
Olympiasieger zu werden, ohne einen einzigen Weltcup gewonnen zu haben. Gut, abgehakt. Der Weltcupsieg wurde nachgeholt. Nach einem schwierigen Start in die Saison 2019/2020 zurück zu kommen und der Konkurrenz dann das Fürchten gelehrt zu haben. Well done! Und das ist der Punkt. Seit Wochen in einer ausgezeichneten Form, steigen natürlich auch die Erwartungen an David. Doch er ist lange genug in diesem Geschäft, um zu wissen, wie er damit umgeht. Orakelte doch selbst Gesamtweltcup Gewinnerin von 1985/1986 Maria-Luise Rainer, heute als FIL-Renndirektor vor Ort, dass „unsere Athleten sehr gut drauf sind“. Und da wird sie besonders David gemeint haben, der prompt heute im Abschlusstraining Bestzeit fuhr und dem Zweitplatzierten Russen Semion Pavlichenko fast zwei Zehntel abnahm. Die ersten 20 Sekunden fahren wie heute der Deutsche Johannes Ludwig und die nächsten 30 Sekunden wie David Gleirscher - und du bist am Sonntag nicht zu schlagen. So einfach ist das!
Und wie geht’s Nico? Bis letzten Sonntag konnte er noch aktiv am Training teilnehmen und praktische Erfahrung sammeln. Seit dieser Woche steht er an der Bahn und versucht über Funk seine Erkenntnisse an die Trainer weiter zu geben. Das ist Team Austria!
WM-Festspiele von Freitag bis Sonntag
Insgesamt stehen zehn Medaillenentscheidungen auf dem Plan. Am Freitag steht zunächst die Qualifikation für den Sprint auf dem Programm. Die Top-15 pro Disziplin qualifizieren sich für die ersten Medaillen-Entscheidungen, die im Anschluss gerodelt werden. Am Samstag sind zuerst die Doppelsitzer und dann die Frauen an der Reihe, am Sonntag folgen die Männer ehe der Team-Wettbewerb den Abschluss der 49. Rennrodel-Weltmeisterschaft bildet.
René Friedl: „Wir haben ein sehr junges Team am Start, das wir fördern, aber nicht überfordern wollen. Die größten Medaillen-Chancen haben wir sicherlich in der U-23-Wertung und bei den Herren. Speziell David hat sich in der Trainingswoche wieder sehr gut präsentiert. Für Nico gilt es WM-Luft zu schnuppern und möglichst viel mitzunehmen. Wir sind mitten im Aufbauprozess für die Olympischen Spiele 2022, da sind solche Erfahrungen enorm wichtig. Wenn wir am Ende des Tages mit zwei Medaillen heimkommen, wäre ich sehr zufrieden. Wir werden uns auf jeden Fall so teuer wie möglich verkaufen.“
WM-Programm/Sochi 2020: Bitte zu berücksichtigen, dass Sochi uns in der Zeit um zwei Stunden voraus ist. Hier also die umfangreichen Übertragungszeiten (CET) im ORF, also unserer Zeit. Die LIVE-Übertragungen gibt es auf ORF Sport + und die Zusammenfassungen des Tages immer auf ORF 1.
Freitag, 14. 02: 11:25-12:05 Uhr LIVE Sprint Doppelsitzer ORF Sport +
12:20-13:00 Uhr LIVE Sprint Damen ORF Sport +
13.15-13:55 Uhr LIVE Sprint/Herren ORF Sport +
16:10-17:10 Uhr Zusammenfassung Sprint ORF 1
20:45-22:00 Uhr Highlights WM 2020 ORF Sport +
Samstag, 15. 02:11.30-12:40 Uhr Doppelsitzer/1. Lauf ORF Sport +
13:00-13:55 Uhr Doppelsitzer/2. Lauf ORF Sport +
14:10-15:45 Uhr Damen/1. Lauf ORF Sport +
16:00-16:55 Uhr Damen/2. Lauf ORF Sport +
16:15-16:45 Uhr Highlights des Tages ORF 1
Sonntag, 16. 02:11:10-12:45 Uhr Herren/1. Lauf ORF Sport +
13.15-14:25 Uhr Herren/2. Lauf ORF Sport +
15.45-17:00 Uhr Team-Staffel ORF Sport +
16:00-17.00 Uhr Highlights des Tages ORF 1
Foto: IBSF