Corona bedingt findet nicht - wie ursprünglich geplant - das Weltcup-Finale des Rennrodel-Weltcups 2020/2021 im ultra-modernen National Sliding Centre im Bezirk Yanqing, im Nordwesten Pekings statt, sondern auf der ältesten und einzigen Natureis-Bobbahn der Welt, dem Olympia Bob Run St. Moritz – Celerina. Für uns Grund genug, den wohl traditionellsten Eiskanal der Welt einmal unter die Lupe zu nehmen. 

Es gibt nicht wenige Parallelen und Reminiszenzen zwischen St. Moritz und Innsbruck und schließlich der ÖRV-Mannschaft. So ist von Innsbruck aus St. Moritz eigentlich relativ einfach zu finden. Immer am Inn entlang, flussaufwärts, erreicht man nach etwa 200 Kilometer St. Moritz im Engadin, das wie Innsbruck zweimal Austragungsort (1928-1948) von Olympischen Winterspielen war. So ist der Inn der einzige Fluss der Welt mit zwei Olympia-Destinationen und zwei Eiskanälen. Auch erinnern wir uns noch gerne an die Olympischen Winter-Jugendspiele (YOG) im letzten Jahr in St. Moritz, die nach Innsbruck (2012) und Lillehammer (2016) hier zum dritten Mal ausgetragen wurden. Ein auch für unseren Rodelverein in Absam wichtiges Datum ist das Jahr 1904, in dem sowohl der Olympia Bob Run in St. Moritz gebaut, wie auch unser Verein gegründet wurde. 

Einzige Natureisbahn der Welt
Der Olympia Bob Run St. Moritz-Celerina liegt auf 1800 m ü. M. und ist nicht nur die älteste Bobbahn, sondern auch die einzige Natureisbahn der Welt. Sie wird jedes Jahr Ende November/Anfang Dezember innerhalb von drei Wochen aus 15.000 m3 Schnee und 10.000m3 Wasser wieder neu errichtet. Ein Grund dafür, dass es in St. Moritz keine Bahn- sondern nur Jahresrekorde gibt, da die Bahn jedes Mal minimal anders, aber doch nicht gleich ist. Spricht man mit unserem ÖRV-Präsidenten Markus Prock, kommt dieser regelrecht ins Schwärmen: „Auf dieser Bahn erreichen unsere Rodler Geschwindigkeiten von über 140 km/h und benötigen für die 1.155 Meter lange Bahn über eine Minute Laufzeit. Auch sind auf dieser Bahn einige spannende Kurven drin. Im Schlussteil kommen gleich vier Rechtskurven hintereinander. Das gibt es auf keiner anderen Bahn der Welt, und wenn du da einmal zu spät bist, bist du immer zu spät“. Und er muss es wissen. Von den insgesamt sieben Weltcup-Rennen in St. Moritz gewann er alleine dreimal (1988, 1996 und 1999). Zweimal trugen sich Georg Hackl (1991, 1995) und je einmal Jörg Hoffmann aus der DDR (1986) und Andi Langenhan (2012) in die Siegerlisten ein. Bezeichnend auch, dass die Linger-Brüder 2012 die letzten und einzigen österreichischen WC-Sieger im Doppel in St. Moritz waren. Also ein gutes Zeichen für Thomas Steu/Lorenz Koller, sie auch in diesem Punkt und nicht nur im Gesamtweltcup-Sieg abzulösen!

St. Moritz Erfahrung - welche Erfahrung bitte?
Doch wer ist bitte von unserer ÖRV-Mannschaft bereits in St. Moritz gerodelt. Wer hat hier Wettkampf-Erfahrung gesammelt? Klammert man den Jugend-Bereich aus, kommt man schnell zur Erkenntnis, dass nur Selina Egle, die hier letztes Jahr bei den Youth Olympic Games rodelte, Wettkampf-Erfahrung in St. Moritz mitbringt. Ausgerechnet die Jüngste! Nico Gleirscher und Reinhard Egger, wie auch Julia Taubitz und Sebastian Blei konnten wenigstens im Frühjahr letzten Jahres, kurz vor Corona, auf Einladung des Schweizer Rodelverbands hier testen. Auch Gerhard Gleirscher, Vater der Gleirscher-Brüder und von 2013 - 2016 ÖRV-Jugend-Trainer, erinnert sich noch schwach an eine Trainingsreise nach St. Moritz mit seinen Söhnen, Armin Frauscher und Lorenz Koller, allerdings vor bald zehn Jahren. An was er sich aber sehr gut erinnern kann, ist der Weltcup 1999 in St. Moritz, als – und jetzt bitte festhalten – die österreichischen Herren den 1. Platz (Markus Prock), den 2. Platz (Rainer Margreiter), den 3. Platz (Gerhard Gleirscher) und den 4. Platz (Markus Kleinheinz) erkämpften. Einen österreichischen Vierfach-Sieg. Wenn das keine Vorlage für das kommende Wochenende ist ….