Zwei Tage haben sie fast ohne Pause durchgehalten. Zwei Tage mitgefiebert, gehofft, gehadert und gezittert, besonders dann, wenn es zum Verzweifeln war. David und Nico haben bei den Olympischen Winterspielen in Peking ihren Fanclub aufs äußerste strapaziert. Und doch ist überraschenderweise nicht die Enttäuschung am Sonntagnachmittag geblieben, sondern eher der Stolz, dass es die beiden Brüder bis nach Olympia geschafft haben. Welche Familie kann das schon von ihren beiden Jungs behaupten! (Wir vom Rodelverein kennen nur noch eine weitere ...).
Gut, alle wussten bereits nach den ersten beiden Läufen am Samstag, dass es am Sonntag in Lauf 3 und 4 nur noch um Schadensbegrenzung ging, besonders für Nico. Ihren David, der nach dem zweiten Tag noch in Schlagdistanz zum Podium lag, hatten die etwa zwanzig Fans, die am Sonntag bei den Gleirschers in Telfes zum Privat-Public-Viewing zusammengekommen waren, klammheimlich noch nicht abgeschrieben. Doch dann der Start zum dritten Lauf. Nach Lauf 1 in noch sehr guter Ausgangsposition gewesen, im Lauf 2 leider den Anschluss auf die absolute Spitze verloren, musste es der 3. Lauf für David richten. Jetzt ging es darum, den Abstand nach vorne in Grenzen zu halten. Doch dann die Schlüsselstelle der Bahn, die Überfahrt zwischen den Kurven 13 und 14. David kam zu nahe an die Bande und kippte, ein Aufschrei bei den Gleirscherfans, den selbst Frau Serles hören konnte, mit anschließendem mühseligen Retten ins Ziel. Das war‘s dann wohl gewesen. Natürlich war David volles Risiko gegangen. Und trotzdem. Dann doch die bange Frage, ob er es unter die Top 20 schaffen wird, um sich noch für den vierten Lauf zu qualifizieren. Danach Nico Gleirscher, der jetzt in seinem dritten Lauf allen zeigte, was möglich gewesen wäre, da er am Ende die drittschnellste Laufzeit in den Eiskanal hämmerte. Und beide schafften es noch in den vierten Lauf. In Summe zeigten beide Brüder, dass der Speed gepasst hätte. So wie im vierten Lauf. Wieder ein Sturz von David und wieder ein guter Lauf von Nico. Das war in Summe wirklich nichts für schwache Nerven.
Stimmen:
Papa Gerhard Gleirscher (dreifacher Rodel-Olympia-Teilnehmer): Angefangen hat es für David gut, doch am Ende ist für ihn überhaupt nichts gegangen. Und beim Nico war es gerade umgekehrt und der erste Tag lief mehr als schlecht. Hätte er seine Leistung vom zweiten Tag auch am ersten Tag gebracht, hätte er Chancen auf den dritten Platz gehabt. Aber hätte, wäre, wenn gibt es im Sport nicht. Wichtig aber für mich ist, dass wir uns zunächst einmal über die Medaille freuen, die der Wolfi Kindl gemacht hat. Das muss man bei Olympischen Spielen erst einmal schaffen. Dass es für meine beiden Buben durchwachsen gelaufen ist, darüber brauchen wir nicht zu diskutieren. David hatte im Grunde genommen nur einen guten Lauf. Doch heute bin ich besonders stolz auf meinen Nico, wie er sich nach dem gestrigen Tag noch einmal steigern konnte, um heute eine Top-Leistung abzuliefern. Also in Summe haben wir Gleirschers in Peking ein ähnliches Auf und Ab wie in der gesamten Weltcup-Saison erlebt.
Mama Sabine Gleirscher: Für mich sind solche Tage der Olympischen Spiele manchmal schwer zu ertragen. Ich fiebere immer mit und hoffe, dass es meinen beiden Buben gut geht. Zusehen kann ich allerdings nicht, besonders seit dem schweren Sturz von David am Königssee. Aber jetzt feiern wir trotzdem noch ein bisschen.